Die Zahl der Coaching-Anfragen hat sich in den letzten Monaten vervierfacht. Das zeigt, dass die Herkulesaufgabe Corona an den wenigsten spurlos vorbei geht und jeder in diesen Zeiten seine ganz individuellen Herausforderungen verspürt.
Jetzt, wo Frühling zurückkehrt und unsere Pandemiewehen langsam, aber sicher in den Hintergrund treten, erlebe ich in meinen Coachings sehr oft, dass damit auch der Druck steigt, wieder normal funktionieren zu müssen! Doch wir alle brauchen weiterhin unsere Zeit der Regeneration und sollten regelmäßig tief in uns hineinzuhorchen und uns wichtige Fragen stellen wie: Was brauche ich gerade? Was tut mir gut? Wie kann ich auftanken?
Das kann mit dem täglichen Spaziergang anfangen, der den Kopf frei macht und den kreativen Akku auflädt. Bewegung ist im Home Office schon deshalb wichtiger, weil mitunter der ergonomische Arbeitsplatz fehlt. Die unvorteilhafte, zusammengedrückte Arbeitshaltung, die wir auf Home Office-Möbeln mitunter einnehmen, kann die Organe schädigen und so zu gesundheitlichen Problemen führen. Wir sollten uns also regelmäßig daran erinnern, eine gesunde Sitzhaltung einzunehmen und – genau wie im „echten“ Büro – einmal pro Stunde aufstehen und uns kurz bewegen. Im besten Fall erhalten wir dann vom Körper eine Rückmeldung, was uns gerade gut tun würde und können dieser nachkommen. Das kann eine kurze Mediation oder Dehnungsübung sein, frische Luft, die wir reinlassen oder kurz draußen tanken, oder ein kleiner Snack.
Die Bewegung ist nicht nur während der Arbeit wichtig. Die goldene Gesundheitsregel, dass man den Körper einmal am Tag ins Schwitzen bringen sollte, um den Kreislauf in Schwung zu halten, gilt genauso dringend wie eh und je. Und gerade jetzt, wo die Möglichkeiten zu sportlicher Betätigung mitunter stark eingeschränkt sind, gilt es, sich täglich neu zu motivieren, diesen Ausgleich zu suchen und zu finden. Egal ob vor der Arbeit, in der Mittagspause, oder nach Feierabend.
Der pünktliche Feierabend ist übrigens grade in Home Office-Zeiten sehr wichtig. Schon vor Corona war es so, dass sich rund 40% aller im Home Office arbeitenden schwer tat, nach Feierabend abzuschalten. Das dürfte sich durch die angespannte Situation am Arbeitsmarkt noch verschärft haben. Wenn wir unsere wichtigen Regenerationszeiten aber einschränken, ist das nicht nur ungesund, sondern senkt auch unsere Leistungsfähigkeit, was unmöglich im Interesse der Vorgesetzten sein kann, für die wir oft meinen, auch außerhalb der Arbeitszeit erreichbar sein zu müssen.
Mitunter müssen wir uns selbst austricksen, damit aus der Work-Life-Balance kein Arbeits-Privat-Mischmasch wird, in dem keine wirkliche körperliche und mentale Entspannung mehr möglich ist. Das funktioniert zum Beispiel, indem wir Arbeitsutensilien zum Feierabend wegschließen, beruflich genutzte Apps und Accounts deaktivieren, uns in „Privatkleidung“ umziehen oder einen Arbeitsweg vortäuschen, indem wir nach Feierabend eine runde um den Block gehen.
Um den Block gehen kann man übrigens auch mit Arbeitskollegen. Der direkte Austausch im Gespräch – und sei es per Telefon – ist oft die sinnvollere und fruchtbarere Art, Kontakt zu halten, als es stundenlange Videomeetings in Gruppen sind. Auch außerhalb des Büros gilt: Man sollte sich bei jedem Meeting überlegen, ob es wirklich nötig ist, daran teilzunehmen, oder ob man es nur tut, um anwesend zu sein.
Eine der größten Herausforderungen im Home Office ist das Aufeinanderprallen von Arbeitsinteressen und denen der eigenen Familie. Hier gilt: Fünfe gerade sein lassen. Das ist kein Sprint sondern ein Marathon, und wir alle brauchen Zeit und Raum, um uns davon wieder zu erholen und aufzutanken. Corona wirkt wie ein Brennglas. Vor allem bei Stress ist es wirklich wichtig, sich auch dann eine Balance zu schaffen, wenn die Freizeitmöglichkeiten eingeschränkt sind. Online Kurse. Yoga. Meditation. Alles, was gut tut, ist erlaubt. Auch wenn es das Kickboxen gegen den Türrahmen ist.