Ich sitze hier im Prenzlauer Berg. Auf dem Spielplatz unterhalten sich zwei Väter darüber, dass sie stolz sind auf ihre nachhaltigen Errungenschaften wie gesunde Bio-Lebensmittel, vegane Klamotten und penible Mülltrennung. Als sie auf berufliche Themen umschwenken, fällt mir mal wieder auf, dass unsere Ansprüche an die Führung in Unternehmen oft weniger an Nachhaltigkeit orientiert sind. Da geht es nicht um Ethik und Werte, sondern um Gewinnmaximierung.
Unsere traditionellen Rollen in der Führung überdenken wir kaum. Wir übernehmen hier oftmals die hierarchischen Werte und Normen, ohne sie zu überprüfen. Was haben wir für Alternativen? Wäre es nicht beispielsweise an der Zeit, zu hinterfragen, wieso wir meist durchsetzungsstarke Mitarbeiter*innen befördern und nicht empathische?
Hier kommt der authentische Führungsstil ins Bild, denn, wer authentisch führt, der handelt im Einklang mit sich und seinen Überzeugungen und trägt diesen Ansatz in die Belegschaft.
Doch was ist authentische Führung überhaupt?
Wie der Begriff schon impliziert, geht es darum sich trotz selbst treu zu sein. Daraus soll ein positiver Führungsstil resultieren, der nachhaltig und mitarbeiterorientiert ist. Wie zum Beispiel bei der transformationalen Führung stehen hier Moral, Ethik und Nachhaltigkeit eher im Fokus als reine Profitorientierung. Die eigene Identität samt Werten, Emotionen, Motiven und Zielen soll zum Tragen kommen.
Laut dem Authentic-Leadership-Modell von Bill George sind dabei die folgenden fünf Punkte entscheidend:
- Authentische Führungskräfte werden durch ihre Mission geleitet und identifizieren sich mit ihrer Aufgabe, die ihren Stärken, Bedürfnissen und Interessen entspricht.
- Sie kennen ihre Werte und richten ihr Verhalten entsprechend aus.
- Authentische Leader*innen unterhalten tragfähige Beziehungen zu Mitarbeiter*innen und Kolleg*innen, und gehen durch transparente Kommunikation und Wissenstransfer eine vertrauensvolle Bindung mit ihrem Umfeld ein.
- Selbstdisziplin hilft dabei, den Fokus auf Ziele zu behalten und konsistent zu handeln. Mitarbeiter*innen sehen und übernehmen dieses Verhalten.
- Zu guter Letzt haben authentische Führungskräfte das Herz am rechten Fleck, das heißt sie zeigen Empathie und Wertschätzung und haben die Bedürfnisse ihrer Mitarbeiter*innen im Blick.
Es geht also darum, ein motivierendes Vorbild im besten Sinne zu sein, anstatt wie anno dazumal mit Ellenbogen draußen und Angst zu regieren, damit bloß die kurzfristige Effizienz nicht leidet. Dafür muss man vor allem sich selbst gut kennen(-lernen), um die eigenen Stärken, Schwächen, Werte, Ziele und Bedürfnisse wissen. Und sich dann auch ganz ehrlich fragen, ob sie mit dem aktuellen Führungsjob kongruent sind. Wenn ja, kann man seine Mitarbeiter*innen durch die eigene Authentizität nachhaltig beeindrucken, begeistern und motivieren. Das lohnt sich für alle Beteiligten.